Eine Politik für die Wirtschaft oder für die Bürger?
Braucht es in der Politik nicht nur einen Gau – muss ein Super-Gau, ein größtmöglicher Unfall passieren, bevor sich in den Parlamenten dieser Welt etwas in die richtige Richtung bewegt? Fukushima, eine Metapher auf das Unbeherrschbare, auf das Gewarnte und für viele Politiker Unvorstellbare, läutete 20 Jahre nach Tschernobyl, endlich, zumindest in Deutschland den von Realisten und Umweltschützern lange geforderten Politikwechsel des Atomausstiegs ein.
Es offenbart sich deshalb unvermeidlich die Frage: Müssen es immer erst erschütternde Nachrichten sein, bis sich, just den Ereignissen geschuldet, politische Standpunkte ändern? Müssten nicht von Realismus geprägte Politiker Gefahren erkennen und präventiv beseitigen? Ist es aber nicht vielmehr so, dass in unserer Zeit politisches Handeln entschieden wird von Lobbyismus, dem Treiben der Finanz- und Wirtschaftsmärkte, der Ideologie des unbegrenzten Wachstums, von nationalem Egoismus?
Schlimmer noch, wissend um die sich immer deutlicher herauskristallisierenden zukünftigen Katastrophen wird ebenso wenig politisch verantwortungsvoll gehandelt wie beim Umgang mit der Spaltung von Atomen. Muss erst der soziale, der klimatologische Super-Gau eintreten, bis erkannt wird, dass eben dies hätte verhindert werden müssen? Ist es dann für Handlungen nicht zu spät?